Neues im Schweizer Agility – Ein paar Gedanken
Am Samstag 17. März fand die 3-jährliche Delegiertenkonferenz (DV) der TKAMO (Technische Kommission Agility Mobility Obedience) statt. Die Delegierten hatten nebst Neuwahlen des TKAMO Vorstandes über 8 Anträge aus Lokalsektionen und 9 Reglementsänderungen zu entscheiden. Unter diesen Anträgen und Regelementsänderungen hatte es dieses Jahr ein paar ziemlich matchentscheidende und zukunftsweisende Änderungen darunter. Ich habe mir die meines Erachtens für den Sport wichtigsten Änderungen herausgepickt und ein paar Gedanken dazu gemacht.
Grundsätzlich schreibe ich immer Blogs über irgendwelche Turniere auf denen ich zu Gast war, deren Organisation, Aufbau und Struktur, die Reise dorthin und über unsere erbrachte Leistung. Nun… an vergangener DV wurden einschneidende Entscheide getroffen, die meines Erachtens gravierende Auswirkungen auf den Sport Agility haben werden – im positiven Sinne.
Alle 8 behandelten Anträge kamen aus dem Sektor Agility, während 3 von den 9 Reglementsänderungen auf Obedience abzielten, die Restlichen 6 drehten sich wiederum um’s Agility. Ich konzentriere mich in diesem Post lediglich um das Thema Agility, aber auch hier nur auf 4 angenommene Anträge, resp. Reglementsänderungen.
Aufwertung Jumping
Die Aufwertung des Jumping ist die für mich bedeutendste und gravierendste Änderungen. In der Schweiz zählten bislang einzig die Agility-Läufe für einen Klassenaufstieg oder deren Erhalt. An nationalen Meisterschaften (z.B. Schweizermeisterschaft (SM) oder Border Collie Schweizermeisterschaft (BCSM)), wie an internationalen Qualifikationsturnieren (EO, WM) ist nicht nur der Agility wichtig, sondern auch der Jumping fliesst in die Wertung mit ein.
Da der Jumping jedoch weder für den Klassenerhalt noch für den Aufstieg zählte, lebt dieser im Schatten des Agility-Laufes.
In meinen Augen völlig zu unrecht. Den ich finde einen Jumping schnell, optimal mit v0 laufen zu können nicht minder, als dies bei einem Agility. Daneben fliesst der Jumping bei internationalen Turnieren immer wieder in die Wertung mit ein. Und ist heute schon bei einigen anderen Ländern teil des Promotionssystems.
Der Antrag sah also vor, den Jumping aus seinem Schattendaseins herauszuholen. Die Delegierten haben dieses Defizit erkannt und den Antrag gutgeheissen. Ab 01.01.2019 also, wird der Jumping in das Schweizer Promotionssystem aufgenommen. Die benötigten Resultate zu einem Klassenaufstieg oder Klassenerhalt wird auf die nächste gerade Zahl aufgerundet und gleichmässig auf die beiden Disziplinen (50:50, Agility:Jumping) verteilt.
Anerkennung Auslandresultate
Endlich, endlich, endlich… Auslandresultate werden ab 01.01.2019 für Schweizer Agilitianer anerkannt. Der Antrag, welcher von vier aus der italienischen Schweiz stammenden Vereinen stammt, wurde grossmehrheitlich angenommen. Das Tessin hat in der Schweiz seit jeher einen schweren Stand – nicht nur im Agility. Getrennt durch den Gotthard entstehen für die Tessiner lange Anfahrtswege (~500km, retour), sowie Reisezeiten (~5h, retour) und damit verbundene hohe Kosten. Dies waren auch die Argumente der Antragssteller.
Vor einiger Zeit habe ich mich in “Competing abroad… a punishment?” schon einmal diesem Thema angenommen. Schon damals war ich der Meinung, dass Resultate ausländischer Starts gleich unserer behandelt werden sollten. Denn das Ausland steht uns in nichts nach. Das Niveau ist bei unseren Nachbarn und anderen europäischen Ländern keineswegs geringer, sogar eher höher. Dazu kommt, dass durch das grosse Turnierangebot in der Schweiz sich die Starterfelder verkleinert haben. Turnierfelder wie an einer B.A.C.K. oder Moravia Open (um nur zwei von vielen Bsp. zu nennen) können wir bei uns nur noch Träumen. Umso schwieriger respektive umso höher ist die Leistung eines Teams bei einer guten Platzierung an solchen Turnieren zu werten.
Reglement Agility internationale Meisterschaften
Das Reglement für Agility internationale Meisterschaften regelt die Qualifikationen und die Zusammensetzung namentlich der JEO, EO und WM. Geändert hat sich hier der Qualifikationsmodus für die WM.
Bislang wurden 10 Läufe (5 Agility & 5 Jumping) an drei Wochenenden gelaufen. Nach jedem Qualifikationstag (1 Agility und 1 Jumping) wurde eine Kombinationsliste aus Agility und Jumping erstellt. Die Kombi zählte bislang zu 100%. Die Nationalmannschaft hat sich dann gem. Rangliste zusammengesetzt, wobei die Nationalmannschaftsleitung über die Verteilung über L, M, S und das Kontingent entscheiden konnte. Innerhalb des Teams wurde dann die Zuteilung von den Einzel- und Mannschaftsläufern gemacht.
Das neue Reglement (gültig ab nächster Saison) sieht 14 Läufe vor. Diese 14 werden in 8 Qualifikationsläufe und 6 Finalläufe unterteilt. Die 8 Qualifikationsläufe bleiben unverändert des jetzigen Modus (2 Läufe (1x Agility, 1x Jumping) pro Tag, plus Kombi zu 100%). Die zwei Bestplatzierten der Qualifikation sind fix für die Mannschaft gesetzt. Die Top-100 Läufer aus der Qualifikation (60 Large, 20 Medium, 20 Small) kommen in den Final. Der Final beginnt wieder bei 0. An zwei Tagen werden 3 Läufe (Total 3 Agi & 3 Jumpings) gelaufen. Aus jedem Laufpaar (1 Jumping und 1 Agility) wird wiederum eine Kombi erstellt. Diese zählt jedoch nur noch 25%. Damit soll erreicht werden, dass nicht nur die ‘sicheren v0-Teams’ Punkte sammeln, sondern dass die Wertung auch den ‘schnelleren Teams’ Rechnung trägt. In’s Team schaffen es schlussendlich die 5 besten Large, 2 besten Medium und 2 besten Small Teams aus dem Finale.
Nun ja… Das System wird nächste Saison das erste Mal eingesetzt und muss sich seiner Bewährung stellen. Fakt ist, dass es höchste Zeit war, dass der Modus angepasst werden musste. Auf der theoretischen Seite könnte man jetzt die letzten Jahre durchrechnen und sehen inwiefern sich die Zusammenstellung der letzten Nationalmannschaften mit diesem Modus 2019 geändert hätte. Das ist mir jetzt aber doch zuviel Arbeit 🙂 Da warte ich lieber die übernächsten WM-Qualis ab.
Ich denke, dass das was sich sicherlich ändert nicht auf dem Papier statt finden wird. Sondern in den Köpfen der Teilnehmern. Denn durch die reduzierte Anzahl Qualifikationsläufe und die Tatsache, dass das ganze Polster aus der Quali für das Finale annulliert wird, wird bestimmt mental für eine grössere Anspannung sorgen und den Druck auf die Teilnehmer steigern. Mal schauen, wer damit wie umzugehen vermag…
Ah ja… Läufe mit Überzeit kriegen in keinem Fall mehr Punkte. Auch dies ist eine Neuerung. Doch eine eher zu vernachlässigende, bei einem Faktor von 1.2 (Bsp.: Schnellste v0 Laufzeit: 33.45 s. * 1.2 = 40.14, aufgerundet auf nächste Sek. = 41 s., 7.55 s. bis Überzeit…)
Reglement Agility
Hier gibt es eine für mich spannende Änderung. Diese betrifft die min. und max. Distanzen zwischen zwei Geräten. Heute wird die min. und max. Distanz anhand der Lauflinie des Hundes gemessen (min. 5m, max. 7m). Die Mindestdistanz bleibt auf 5m auf der Lauflinie des Hundes bestehen. Die max. Distanz ändert sich von der Lauflinie des Hundes, hin zur geraden Linie zwischen zwei Geräten gemessen an den Nominalpunkten der Geräte. Die Distanz von 7m bleibt. Jedoch heisst dies, dass die Meter für den Hund sich gegen oben ändern wird. Also unter dem Strich, wurde so die Maximaldistanz vergrössert.
Nebst diesen Änderungen wurde auch das Reglement zu den Agility-Hindernissen komplett überarbeitet und an jenes der FCI angeglichen. Respektive jenes der FCI übernommen und einige wenige “Schweizer Modifikationen” vorgenommen. Da hätte ich mir gewünscht, dass bzgl. Tunnel die Fullgrip-Tunnels mit aufgenommen worden wären. Etwas für in 3 Jahren 😉
Zusammenfassend finde ich, wird unser Sport in der Schweiz einen grossen Schritt vorwärts machen. Ich bin gespannt was die Zukunft bringen wird. Vieles davon wird erst nächstes Jahr in Kraft treten können und somit in diesem Jahr noch von keinem belangen sein. Alle Anträge und Regelementsänderungen können auf der Webseite der TKAMO eingesehen werden.
So, das wars für’s erste 🙂 Ah ja, so am Rande wurde meine Wenigkeit noch in den Vorstand gewählt 😉